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Wie funktionieren Zahnimplantate und wie läuft eine solche Behandlung ab?

Ist es nun ein Stiftzahn oder doch eine künstliche Wurzel? Von Zahnimplantaten hat jeder schon einmal gehört aber was genau ist das eigentlich und wie läuft solch eine Behandlung ab?


Alleine in Deutschland ist die Menge eingebrachter Implantate in den vergangenen 20 Jahren von 380.000 auf 1,3 Millionen angestiegen (Quelle: idw-online.de). Zahnimplantate werden heute als die optimale Versorgung beim Zahnersatz angesehen. Aber warum ist das so? Vor der Implantologie wurden Zahnlücken oder zahnlose Kiefer mit Brücken und Prothesen rehabilitiert. Diese Methoden werden auch weiterhin angewendet, weil sie tatsächlich vorhersagbar gut funktionieren. Was individuelle Biologie, Ästhetik, Reinigung und Komfort angeht, sind sie Zahnimplantaten jedoch deutlich unterlegen.



Zudem ist das Zahnimplantat als festsitzender Zahnersatz dem normalen Zahn am ähnlichsten. Der einzige Unterschied liegt darin, dass der normale Zahn mit einem faserigen Aufhängungsapparat im Knochen befestigt ist und das Implantat fest und unbeweglich im Knochen sitzt. Hieraus ergeben sich auch Unterschiede in der Kraftübertragung auf den Knochen. Ein Zahnimplantat lässt sich zur Veranschaulichung gut mit einem Dübel vergleichen: Nachdem dieser in das Bohrloch in der Wand eingeklopft ist, kann in diese neu geschaffene Verankerung nun eine Schraube gedreht werden. Bei Zahnimplantaten ist der Vorgang sehr ähnlich: In einen der Implantatgeometrie entsprechenden Bohrstollen wird im Kieferknochen das Implantat eingebracht. In den Implantatkörper wird nach einer Einheilzeit (circa drei Monate) die Suprakonstruktion zur Verankerung der Krone geschraubt oder zementiert.


Die meisten Implantate sind aus Titandioxid

Standardmäßig gesetzte Implantate sind heute zweiteilig, d.h. sie bestehen aus einem Implantatkörper und einer sog. Suprakonstruktion, die der Verankerung der späteren Zahnkrone dient. Das Implantat hat einen meist aus Titandioxid bestehenden, schraubenförmigen Körper. Während es je nach Hersteller und gewünschtem Verankerungsprinzip unterschiedliche Implantatkonzepte und -formen gibt, weisen die meisten Implantate jedoch eine zylindrische oder konische Außengeometrie auf. Die konische Form hat dabei vor allem im weichen Kieferknochen eine bessere Stabilität.


Ein Implantat muss circa drei Monate im Knochen einheilen bevor es mit einer Zahnkrone versorgt werden kann

Neben dem eigentlichen Implantatkörper werden in den nächsten Behandlungsschritten weitere Aufbauten benötigt, um eine neue Zahnkrone auf dem Implantat zu befestigen. Hierzu zählt zum Beispiel das sog. Implantatabutment welches in das Innengewinde des Implantatkörpers eingeschraubt wird (siehe Grafik, Quelle: casa-dentalis.de)


Quelle: Casa-dentalis.de


Die Befestigung der Krone kann mittels Verschraubung oder Verklebung erfolgen. Ich präferiere das Verschrauben, da hierdurch eine bessere Austauschbarkeit gewährleistet ist und das Risiko einer sog. Zementitis verhindert wird. Darunter versteht man den entzündlichen Knochenrückgang im oberen Implantatanteil, der von oft nur sehr schwierig entfernbaren Klebstoffresten verursacht wird.


Der chirurgische Eingriff für Zahnimplantate wird in lokaler Betäubung durchgeführt, optional mit Lachgassedierung

Die Versorgung mit Implantaten erfolgt bei uns unter lokaler Betäubung, kann aber auf besonderen Patientenwunsch auch unter ambulanter Sedierung erfolgen (z.B. Lachgas). Vorbereitend wird immer ein sog. DVT (dreidimensionaler Röntgenscan) durchgeführt, um die Knochenverhältnisse einwandfrei beurteilen zu können und die ideale Implantatposition vor der Operation planen zu können. Das Implantat muss nach der Operation etwa zwei bis drei Monate in den Knochen einwachsen können. Diese Zeit ergibt sich aus den Umbauprozessen im Knochen (Knochenneubildung und Kalzifizierung dauern circa zwei Monate). Je nach Kieferknochen kann vor oder während einer Implantation ein Knochenaufbau notwendig werden. Wir lieben die Biologie des Körpers und versuchen daher, hierfür möglichst körpereigene Materialien wie autologen Knochen, Dentin und Plasma zu verwenden. Idealerweise wird ein Implantat jedoch sofort nach der Zahnextraktion eingebracht (Sofortimplantat). So entfällt ein weiterer chirurgischer Eingriff und es kann nicht zum Knochenschwund im Bereich des Zahnfaches kommen.


Zahnimplantate können nicht nur zur Versorgung von Einzelzähnen verwendet werden, sondern auch für Brückenkonstruktionen oder sogar komplett zahnlose Kiefer (all-on-4 oder -6-Konzepte).


Alternative Implantate aus Zirkondioxid

Zahnimplantate sind mittlerweile auch aus Zirkondioxid (weißer Keramik) erhältlich. Anders als bei Titanimplantaten liebt die Mundschleimhaut das Zirkonoxid und schmiegt sich exzellent an die Implantatschulter an, so dass ein sehr gutes und natürlich aussehendes Ergebnis erzielt werden kann. Bei Zirkonoxid Implantaten ist die Studienlage jedoch noch etwas schlechter als bei Titanimplantaten. Sofern keine spezifische Unverträglichkeit vorliegt, rate ich daher generell zu Titanimplantaten. Falls jedoch auf Patientenseite Unsicherheit bei dieser Entscheidung bestehen sollte (oder eine Versorgung mit Metall grundsätzlich abgelehnt wird), kann jederzeit ein sogenannter Titanstimulationstest durchgeführt werden um eine spezifische Unverträglichkeit auf das Metall auszuschließen. Die Versorgung mit einem Keramikimplantat ist in solchen Fällen sehr gut umsetzbar. Was man wissen muss: das Risiko eines Implantatverlustes ist geringfügig höher als bei Titanimplantaten. Die Entscheidung für die eine oder andere Variante sollte daher erst nach einem ausführlichen Beratungsgespräch erfolgen.



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